deeTo

deToo ist ein Konzept für ein Driver-to-Driver (D2D)-Kommunikationssystem für mobile Endgeräte, dass es Autofahrern ermöglichen soll, mit anderen Verkehrsteilnehmern in der näheren Umgebung zu kommunizieren. Das konzipierte Kommunikationssystem soll Nutzer dazu befähigen, mit anderen Verkehrsteilnehmern in Kontakt zu treten, um Missverständnisse zu vermeiden und potentiellen Gefährdungssituationen somit vorzubeugen. 


Das Projekt entstand im Rahmen des Seminars Human Computer Interaction an der Universität Siegen. Dabei sollte sich mit der Kontextanalyse eines Problemfeldes sowie mit der Konzeption, prototypischen Umsetzung und Evaluation eines software-basierten Lösungsansatzes beschäftigt werden. Bei der Durchführung des Projekts wurde ein nutzerzentrierter Ansatz gewählt und versucht in jedem Prozessschritt Nutzerfeedback zu berücksichtigen. Das Projekt wurde in einem deutschsprachigem Team bestehend aus drei Personen umgesetzt.

Aufgabenstellung

Usability Challenge 2017

Die Aufgabenstellung richtete sich nach der Usability Challenge 2017, ausgerichtet von der Fachgruppe Software-Ergonomie der Gesellschaft für Informatik e.V., “innovative Konzepte für das Cockpit” suchte, die “im Kontext entsprechenden Nutzen bringen, klar verständlich sind und beeindrucken.” Dabei sollte sich das Projekt der „systematische[n] Konzeptentwicklung und Evaluation innovativer und gebrauchstauglicher Interaktionen und Informationsdarstellungen im Auto“ widmen.

Vorgehensweise

Design Thinking

Das Vorgehen orientierte sich am Design Thinking-Prozess. Um die Nutzungsdomäne von Autofahrern nachvollziehen zu können, wurde eine Teilnehmende Beobachtung durchgeführt, in der Teilnehmer beim Fahren und in der Interaktion mit Verkehrsteilnehmern beobachtet und befragt wurden. Außerdem wurde aktuelle Literatur im Bereich Interiordesign für PKW und Trends der Automobilbranche wie Autonomes Fahren berücksichtigt. Als weitere Maßnahme wurde ein Workshop im Format einer Zukunftswerkstatt abgehalten, um gemeinsam mit Nutzern Nutzungspraktiken, Probleme und mögliche Lösungen zu identifizieren.

Auf Basis der Erkenntnisse aus der Emphasize-Phase wurden dann existierende Problembereiche und Lösungen kategorisiert, zusammengefasst und in einer Brainwriting-Sitzung mit anschließendem Brainstorming ergänzt. Nach einer Zwischenpräsentation der drei vielversprechendsten Konzeptideen, wurde sich für die Weiterführung des Konzepts deToo entschieden, ein kontextsensitives D2D-Kommunikationssystem für mobile Endgeräte.

Im weiteren Verlauf des Projekts wurde ein Co-Creation-Workshop mit Nutzern zum Thema Kommunikation im Straßenverkehr durchgeführt. Auf den bisher gewonnen Erkenntnissen wurden dann Funktionen des Systems und die Arten der Kommunikation definiert, die mit dem System möglich sein sollen. Dies wurde in mehreren Flowcharts visualisiert, die die Funktionen und mögliche Benutzerinteraktionen in einen logischen Zusammenhang stellen. Darauf aufbauend wurde ein interaktiver Prototyp für mobile Endgeräte entwickelt, um diesen mit Nutzern zu testen.

Die Nutzertests wurden von den Teilnehmern als Beifahrer während einer Autofahrt durchgeführt. Dabei wurden die Nutzer von einem Teammitglied gefahren, während diese den interaktiven Prototyp verwenden konnten, um mit anderen Verkehrsteilnehmern zu kommunizieren. Antworten von anderen Verkehrsteilnehmern auf das Nutzungsverhalten beziehungsweise aktive Kommunikation von anderen Verkehrsteilnehmern an den Teilnehmer wurden nach dem Wizard of Oz-Prinzip von einem weiteren Teammitglied gesteuert und in Form von Nachrichten auf dem Bildschirm des Testgeräts angezeigt. Der aktuelle Bildschirminhalt des Prototypen als auch Audio- und Videoaufnahmen des Nutzers wurden dabei aufgezeichnet.

Die Literaturrecherche, das methodische Vorgehen die Entwicklung des Prototyps und die Ergebnisse der Tests, sowie gewonnene Erkenntnisse und potentielle Ansätze zur Überarbeitungen des Konzepts wurden anschließend in einem Projektbericht zusammengefasst.

Ergebnis

deToo ist ein Konzept für ein D2D-Kommunikationssystem für mobile Endgeräte, dass es Autofahrern ermöglichen soll, mit anderen Verkehrsteilnehmern in der näheren Umgebung zu kommunizieren.

Der Fahrer kann zum einen direkt mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren. Dafür stehen ihm vier Kategorien von Direktnachrichten zur Verfügung: Gruß, Dank, Kritik am Fahrverhalten und Hinweis auf Gefahrenquellen. Zum anderen stehen Broadcasts zur Verfügung, die es ermöglichen, eine Nachricht für Nutzer in der Nähe zu senden. Diese können dann Informationen über Staus, Witterungsbedingungen oder Straßenschäden beinhalten. Andere Nutzer können diese Meldungen über ein Voting-System bestätigen oder dementieren, um die Zuverlässigkeit der Broadcasts zu erhöhen.

Außerdem integriert deToo einen Gamification-Ansatz, um Missbrauch vorzubeugen und die Motivation aufrecht zu halten, das System im Sinne der anderen Verkehrsteilnehmer zu nutzen. So wird das Versenden und Empfangen von Nachrichten in den DriverScore eingebunden, einen Zahlenwert der als Highscore für einen Nutzer fungiert und der mit dem anderer Nutzer verglichen werden kann. Dabei führen aktive Aktionen wie das Senden von Warnungen, Hinweisen oder Dank zu einer Erhöhung des Scores, wobei eine nicht sinngemäße Übernutzung der Funktionen erkannt und sanktioniert wird. Punktabzug kann beispielsweise bei häufiger Sendung von Broadcasts erfolgen, die schnell und von einer hohen Anzahl an Nutzern dementiert werden.